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Kulturfest auf Zeche Zollverein: Ruhrgebiet at its best

10 Jan

Herbie hat schon Recht, wenn er in der neuen Ruhrgebiets-Hymne, die er gestern bei der Eröffnung von RUHR.2010 trällerte (und dabei wohl nicht nur mir einen großen Klos im Hals verursachte), singt: Ruhrgebiet = Glücksgebiet. Das galt zumindest für dieses Wochenende. Für mich persönlich war das Kulturfest zur Eröffnung des Kulturhauptstadt-Jahres gestern auf Zeche Zollverein in Essen eins der schönsten Ruhrgebiets-Erlebnisse, die ich überhaupt hatte (in den gut neun Jahren, die ich hier lebe). Wenn das Kulturhauptstadt-Jahr so weiter geht, möchte ich mitten drin sein und mich darin suhlen.

Was es da zu sehen, hören, fühlen, erleben gab, kann man gar nicht alles aufzählen. Wir haben uns eine Odysee-Lesung angesehen und -gehört. Wir sind durch ein Luftballon-Labyrinth gelaufen. Wir haben Märchen gelauscht, die von menschlichen Fabelwesen im verschneiten Märchenwald auf Mini-Bühnen erzählt und gespielt wurden. Wir haben den heute Abend im TV laufenden Tatort dort geguckt, wo er gedreht wurde. Wir haben ein unglaubliches Feuerwerk erlebt. Wir haben gesehen, wie sich Rentner im VIP-Zelt um Currywurst prügeln, als würde ein Krieg bevorstehen (und hätten gerne mitgeprügelt, hatten aber kaum eine Chance gegen die übermächtigen Gegner). Das alles vor und in einer wunderschönen Kulisse, mit durchdachter und kreativer Beleuchtung und Tonbeschallung. Bis zu 100.000 Besucher sollen alleine am Samstag da gewesen sein. Der ach so gefürchtete Schnee machte alles noch schöner. Das fühlte sich an wie ein geistiger und physischer Wandel durch eine bunte Fabelwelt der Kultur, wie eine Rückführung in die Kindheit, in der man mit offenem Mund und großen, staunenden Kinderaugen durch die Welt gelaufen ist. Wie schön, dass das auch als Erwachsene noch geht. 🙂

Neu eröffnet wurde gestern das Ruhr Museum. Seit heute ist es auch fürs „Fußvolk“ geöffnet. Wir hatten gestern schon das Glück, reinzuschauen. Ich will nicht schwülstiger werden als nötig, aber ganz ehrlich: Das ist das schönste Museum, das ich je gesehen habe. Im Prospekt heißt es, das Ruhr Museum sei ein „Regionalmuseum neuen Typs“. Das stimmt: „Es vereint verschiedene Museumstypen wie das Naturkunde-, das Archäologische und das Geschichtsmuseum unter einem Dach. (…) Die (…) Ausstellungsarchitektur komponiert die Inhalte und Themen der Ausstellung in die vorgefundene Raumstruktur hinein (…).“ Die Zeche Zollverein gehört ja zum UNESCO Weltkulturerbe. Das Ruhr Museum ist in der ehemaligen Kohlenwäsche untergebracht. „Aufbereitung, Speicherung und Verteilung der Kohle haben ganz unterschiedliche Räume hinterlassen: riesige Hallen mit zyklopenhaften Maschinen, massive fensterlose Betonbunker, lange Raumfluchten von beinahe hundert Metern Länge. Im Dialog der historischen Bausubstanz mit der modernen Ausstellungsarchitektur und den Originalexponaten entsteht ein Raumerlebnis besonderer Art.“ Man könnte es kaum passender ausdrücken. Es ist einzigartig. Und bevor ich vor Begeisterung textmäßig aufufere, hier ein paar Bilder.

Das Ruhr Museum bekommt von mir das Prädikat „Must See“, und zwar mit fünf Ausrufezeichen dahinter.

Gestern Abend gab’s auch ein Feuerwerk – das längste und schönste, das ich je live gesehen hab. Hier ein paar Fotos:

Und hier noch ein kurzes Video vom Finale des Feuerwerks – ist das der Hammer, oder was?

Weitere schöne Eindrücke und Fotos gibt’s bei den Ruhrbaronen, im Flickr-Stream. Hier gibt’s auch Außenaufnahmen vom Kulturfest.

Danke, Steffi, für das Treffen gestern und die Möglichkeit, wie ein VIP vorab das Ruhr Museum besichtigen zu können, unverhofft Bier in die Hand gedrückt zu bekommen und die Tumulte an der Currywurst-Front im VIP-Zelt bestaunen zu dürfen. Hat mich gefreut, dich und die anderen beiden, @stefanwild und @PINKERthanGREEN, kennengelernt zu haben. 🙂

Ich gehöre übrigens jetzt zu den Zwanzig10-Bloggern. Zwanzig10 ist ein Blog, auf dem per RSS alle Beiträge zu Ruhrgebiets-Kultur und zur Kulturhauptstadt RUHR.2010 einlaufen, die von den Partner-Bloggern fabriziert wurden. Es geht ums Programm, um Bewertungen, persönliche Eindrücke, Politik und durchaus auch Kritik an RUHR.2010. Wer also wissen möchte, was abseits der Medien zum Thema veröffentlicht wird, wird dort fündig. Mehr Infos dazu gibt’s hier.

Fotos: © Muschelschubserin